Selbstverständlich darf auch ein wenig Kultur bei einer Reise durch Italien nicht fehlen. Dass der Besuch großer Städte nicht zwingend unserer Neigung entspricht, haben wir ja bereits in unserem ersten Italien- Blog, Über Südtirol in die Toskana, erwähnt. So haben wir stattdessen, einen geschichtsträchtigen Ort, abseits der Touristenströme besucht. Nur einen kleinen Abstecher von unserer Route entfernt, lockte das Amphitheater von Capua zu einem Besuch.
Als begeisterte Fans der Serie Spartacus, eine wunderbare Gelegenheit, diese sehenswerte Kultstätte einmal mit unseren eigenen Augen zu betrachten.
Bevor es allerdings antik wurde, hatten wir uns noch einen Zwischenstopp an einem hübschen Stausee, dem Lago del Salto, unterhalb von Rieti gegönnt. Schließlich hatten wir eine Abkühlung bitter nötig.
Die Anfahrt war jedoch etwas abenteuerlich. Unser angebliches LKW-Navi lotst uns über holprige Pisten und möchte uns auffordern, Wege zu befahren, die es gar nicht gibt. Obwohl wir die Maße und Gewicht unseres LKW eingegeben hatten, passierten wir Straßen, die mit LKW-Verbotsschildern ausgewiesen sind. Zum Glück ist unsere Ommelnönne ja seit kurzem offiziell ein Wohnmobil.
Jedoch änderte das nichts an den Straßenverhältnissen. Aufgrund der kriminell engen Gassen, erhöhte sich unser Adrenalinspiegel deutlich. Der Höhepunkt der Odyssee, war eine Abfahrt zwischen zwei Häusern, innerhalb eines kleinen Dorfes. Das Gefälle betrug mit Sicherheit mindestens 30%. Zwischen unseren Reifen und der Außenmauer, hätte gefühlt keine Briefmarke mehr Platz gefunden. Diese Stelle wieder hochzufahren, wäre nicht erstrebenswert gewesen.
Zum Glück entspannte sich die Lage und wir kamen die letzten Kilometer gut durch. Die letzte Etappe, über die lange schmale Staumauer, war dann ein echtes Kinderspiel.
Mit Ausnahme einer mehrstündigen Verladeaktion auf der benachbarten Baustelle, inklusive Hubschrauber, wurden wir mit dem Aufenthalt an einem hübschen Badesee entlohnt. Dazu gab es eine Aussicht auf ein herrliches Bergpanorama. Ja, das Leben „on the road“ wird eben nie langweilig!
Nach der erfrischenden Verschnaufpause am Stausee, machten wir uns dann schließlich auf, die Spuren des berühmten Spartacus zu erkunden.
Kleiner Tipp am Rande: Wenn ihr mit einem Wohnmobil über 3,5 t unterwegs seid, nehmt direkt die Autobahn und spart euch den Umweg. Der Weg zum antiken Capua (heute: Santa Maria Capua Vetere), in dem sich auch das besagte Amphitheater befindet, führt bei der Fahrt über die Landstraße, nämlich direkt durch das Zentrum des „neuen“ Capuas“.
Diese Durchfahrt durch Capua ist jedoch für Fahrzeuge über 3,5t gesperrt.
In der Antike lag die Stadt Capua an dem Ort, an dem sich heute das kleine Städtchen Santa Maria Capua Vetere befindet.
Das antike Capua war einst die Hauptstadt der italienischen Region Kampanien und damit eine der wichtigsten Städte der Antike. Zu dieser Zeit, stand Capua in Sachen Glanz und Prunk, in einem ständigen Wettbewerb zu Rom. Capua war insbesondere für ihre prachtvollen Bauten, einschließlich des „Anfiteatro Campano“ dem Amphitheater, bekannt. Als nicht weniger populär, galten Capuas Parfümerien, purpurnen Seidentücher und Weine.
Darüber hinaus unterhielt Capua, schließlich auch eine der berühmtesten Gladiatorenschulen.
Genau diese Gladiatorenschule war immerhin der Ausgangspunkt für die berühmten Sklavenaufstände, um den sagenumwobenen Gladiator Spartacus. Angeblich sogar bis zu 200.000 Sklaven, sollen sich Spartacus im Jahre 73. v. Chr. angeschlossen haben.
Nach zwei kampfreichen Jahren mit erfolgreichen Widerstand, erlag Spartacus jedoch in seiner letzten Schlacht. Die an der Schlacht beteiligten Rebellen wurden gefangen genommen. Zur Mahnung wurden sie dann entlang der Römerstrasse „Via Appia“, auf der Strecke zwischen Rom nach Capua, gekreuzigt.
Das Amphitheater im antiken Capua war, nach dem Kolosseum in Rom, das zweitgrößte Amphitheater im römischen Reich. Vermutlich diente es dem Kolosseum sogar als bauliches Vorbild. Das imposante Bauwerk soll auf seinen vier Stockwerken Platz für bis zu 60 000 Zuschauer geboten haben.
Schließlich wurde das Amphitheater zum Ende des 9. Jahrhundert, zusammen mit dem antiken Capua zerstört. In Folge wurden die hinterbliebenden Gemäuer des Amphitheaters, von den Einwohnern Capuas geplündert. Die Entwendung der Gesteine, sollte dem Wiederaufbau der heutigen Stadt Capua dienen.
Die Bevölkerung wanderte für die Neuerrichtung des Capua – Nova an den Ort des antiken Casilinum. Dieses lag etwa 5 km vom antikem Capua, dem heutigen Santa Maria Capua Vetere entfernt.
Zahlreiche Bauteile wurden für u.a. für die Erbauung des Doms, sowie auch zahlreiche Straßenpflaster des heutigen Capua verwendet entfernt.
Nachdem wir schließlich das Amphitheater in Santa Marie Capua Vetere erreicht hatten, machten wir uns direkt auf die Reise, in die Zeit der Gladiatorenkämpfe.
Das Amphitheater von Capua findet Ihr hier
Anfiteatro Campano
Piazza I Ottobre, 36
81055 Santa Maria Capua Vetere
Öffnungszeiten: montags geschlossen, Dienstag – Sonntag von 9.00 – 18.00 Uhr
Eintritt: 2,50 € (inklusive Gladiatorenmuseum)
Für erschwingliche 2,50€ lässt sich neben dem Gelände des Amphitheaters, auch ein kleines anliegendes Gladiatorenmuseum besuchen.
Das Amphitheater lässt sich wunderbar auf eigene Faust erkunden. Besonders sehenswert und beeindruckend, sind die gut erhaltenden unterirdischen Gänge und Kammern. Hier befanden sich sowohl die Gladiatoren, als auch die wilden Tiere, bevor sie ihren Kampf in der Arena antraten.
Auch wenn von den oberirdischen Gemäuern wiederum, leider längst nicht mehr so viel erhalten ist, wie vergleichsweise vom Kolosseum in Rom. Die einstige Pracht und der Ruhm dieser Zeit, lässt sich dennoch erahnen. Wir erhaschen einen Einblick in die Arena und staunen einmal wieder mehr, über die fantastische Architektur der Antike.
Tatsächlich sind außer uns an diesem Tag, nur wenige Touristen vor Ort. Während sich die Menschenmassen in Rom ins Kolosseum drängen, scheint das Amphitheater ein beinahe vergessenes Relikt seiner Epoche zu sein.
Wir haben den ausbleibenden Rummel sehr genossen und können daher auch Reisenden, die touristische Attraktionen sonst eher meiden, den Besuch in Capua sehr ans Herz legen!
Die Gladiatorenschule scheint nicht mehr zu existieren, zumindest haben wir darüber keine Informationen auftreiben können. Es lässt sich aber zumindest erahnen, auf welchen Felsen, außerhalb der Stadt, sich dieser geschichtsträchtige Ludus, nach den Beschreibungen zu folge, befunden haben könnte.
Direkt neben dem Amphitheater befindet sich auch ein offizieller, kostenloser Wohnmobilstellplatz.
Eine gute Gelegenheit also, während des Besuchs des Amphitheaters, das Wohnmobil zu parken und bei Bedarf auch vor Ort zu übernachten.
Auf dem Platz gibt es eine Entsorgungsmöglichkeit sowie kostenloses Frischwasser.
Langsam wurde es Zeit, sich auf den Weg an die Ostküste zu machen. In wenigen Tagen würde unsere gebuchte Fähre in Bari den Hafen verlassen. So ließen wir Capua hinter uns und fuhren einmal quer durch Süditalien, in Richtung Küste.
Die vorbeifliegende Landschaft hatte nun auf diesem Streckenabschnitt, eindeutig an Charme verloren. Braune vertrocknete Felder mit teils verbrannter Erde prägten das Bild. Dazwischen ergänzten wenig ästhetisch anmutende Bausünden die trostlose Szenerie.
Bestimmt gibt es in Süditalien auch schöne Ecken. Die Landstraßen auf dem direkten Weg zwischen Capua und Bari gehören nach unserem Geschmack nicht dazu. Nach dem lieblichen Südtirol und der reizvollen Toskana, zeigt Italien sich hier von seiner eher unsympathischen Seite.
Denn noch ein anderer Aspekt, gab dem Ganzen eine schaurige Atmosphäre. An jeder Ecke türmten sich riesige Müllberge. Teils in Tüten verstaut oder auch wild in den Büschen und Sträuchern verteilt. Der gesamte Straßenrand war überall von Unmengen an Plastikmüll, Abfällen und abgeladenen Schutt durchzogen.
Wo sind wir hier bloß gelandet? Willkommen im italienischen Viertel von Mumbai?
Tatsächlich hätte ich ein solches Ausmaß, in Form von achtlos entsorgtem Müll, in Europa nicht für möglich gehalten. Einfach traurig sowas zu sehen. Was machen die Menschen nur aus unserem schönen Planeten? Ich verstehe es einfach nicht.
Wer jemals über die die Straßen Qualität in Portugal geklagt hat, war noch nicht in Italien. Waren im Norden Italiens, noch Serpentinen und die engen Gassen der Dörfer die größte Herausforderung, waren es hier die Straßen des Grauens.
Die Furchen im Asphalt hatten es in sich. Es machte keinen Unterschied die Hauptstraße zu nehmen, einen mit Schlaglöchern übersäten Feldweg oder direkt querfeldein zu fahren. Und nein ich übertreibe nicht.
Spätestens jetzt überkam uns die Einsicht, dass es sich vielleicht doch gelohnt hätte, von Zeit zu Zeit die Autobahn zu nehmen.
Der Foresta di Mercadante wurde vor gut 90 Jahren künstlich angelegt. Nachdem die Region zuvor von verheerenden Überflutungen heimgesucht wurde, sollte mit Hilfe eines Waldes mit raumgreifendem Wurzelwerk, mehr Stabilität im weichen Erdreich erzielt werden. Das Ziel dahinter war, größere Katastrophen durch Überflutungen und Erdrutsche zu verhindern.
So entstand der im Rahmen eines Wiederaufforstungsprojektes der Foresta di Mercadante und dient fortan nicht nur als Schutzwall, sondern auch als fantastisches Naherholungsgebiet.
Die grüne Oase des weitläufigen Waldgebietes wirkte wie Balsam auf die Sinne. Neben Pinien und Steineichen, haben hier auch Zedern und Zypressen ihr Zuhause gefunden. Ein Netzwerk von zahlreichen Spazierwegen und Pfaden durchziehen den etwa 1300 Hektar großen Naturpark. Entlang der asphaltierten Hauptwege, befinden sich mehrere Picknickplätze, die an großzügige Parkbuchten angrenzen. Sitzmöglichkeiten aus Holz und Stein, bieten Platz für eine ausgiebige Rast.
Das schön angelegte Areal, bietet Ruhe und Entspannung im sonst so lebendigen und trubeligen Italien. Für uns eine willkommene Abwechslung, nach unserem intensiven Roadtrip. Wegen der Nähe zu Bari, ein schöner letzter Halt vor der Fähre.
Der Naturpark ist natürlich kein ausgewiesener Wohnmobilstellplatz. Es gibt aber keine Verbotsschilder und auch während unseres Aufenthaltes, hat sich niemand an unserer Anwesenheit gestört. Der Foresta di Mercadante ist definitiv ein schönes Plätzchen, für Alle, die mal eine Pause einlegen wollen oder einen geruhsamen Ort in der Natur, dem Parkplatz am Hafen vorziehen.
Für uns hieß es nun aber langsam Abschied von Italien zu nehmen. Es wurde Zeit sich auf den Weg nach Bari und damit zur Fähre nach Griechenland zu machen.
Wie lautet unser Fazit?
Italien ist ein tolles Land, mit wirklich sehr freundlichen, interessierten und zuvorkommenden Menschen. Die fantastische Küche brauche ich glaube ich nicht zu erwähnen. Und die Landschaft, besonders in Südtirol und in der Toskana ist einfach nur zauberhaft.
Süditalien können wir natürlich nicht wirklich abschließend beurteilen, dafür haben wir hier zu wenig Zeit verbracht. Wir haben hier auch einiges gesehen, was uns nicht gefallen hat, aber es gibt wohl kaum ein Land auf der Welt, in dem alles perfekt und schön ist.
Menschen wie uns, die Natur und Ruhe lieben, kann das lebendige und quirlige Land, vielleicht auch mal überfordern. Wer aber bei der Reise etwas mehr Zeit mitbringt, findet sicher auch hier Orte der Ruhe und Erholung.
Alles in allem, haben wir eine schöne, wenn auch sehr heiße Zeit in Italien genossen. Daher möchten wir eine Wiederkehr nicht ausschließen. Bei nächsten Mal, aber vielleicht nicht mehr im Hochsommer 😉